Auch hier in Holland sind die Sommerferien vorbei (je nach Region). Auf Instagram und Facebook stolpere ich in letzter Zeit oft über Einträge mit dem Thema Einschulung, Schultüte undsoweiter. Die habe ich immer nur flüchtig angeschaut und gelesen, da der kleine Kaaskop erst nächstes Jahr in die Schule kommt und es hierzulande auch gar keine „richtige“ Einschulung gibt, wie ich hier schon mal bejammert habe.
Nun bin ich aber beim muttersprachenkompetenzerhaltenden Rumstöbern auf welt.de auf diesen Artikel hier gestoßen, und frage mich verwundert: Stimmt das?? Ist der Hype um die Einschulung heutzutage wirklich so groß? Dass man die Schultüte unbedingt selber basteln muss, was da alles reinkommt anno 2015, dass man eine Einschulungsparty schmeißt und mehr als nur Papi, Mami, Geschwister, und Opas und Omas in die Aula mitbringt? Echt jetzt?
So aus der Ferne betrachtet, kann ich darüber jedenfalls nur den Kopf schütteln. Ich steck ja nicht drin. Mit nur den Erinnerungen an meine eigene Einschulung im Jahre 198X als Ausgangspunkt finde ich das alles ziemlich übertrieben. Auf Instagram erzählte jemand, dass eins der Geschenke nicht in die Schultüte passte und deshalb separat überreicht werde. What the...?! Wenn es nicht reinpasst, gehört es doch auch nicht in (bzw. zur) Schültüte, oder bin ich jetzt arg engstirnig? Da gehören doch Kleinigkeiten rein?! Was zum Naschen, Stifte, lustige Radiergummis, meinetwegen ein cooler Trinkbecher oder etwas kleines von Playmobil…
Gut, wie gesagt, ich steck da ja nicht drin. Aktuelle deutsche Gebräuche rund um Themen wie „Einschulung“ kenne ich halt nur vom Hörensagen (bzw. Hörenlesen). Vermutlich haben sich die Zeiten einfach geändert. Ich könnte mir auch vorstellen, dass solche Trends (wie übrigens persönliche Motivtorten und durchgestylte Themenpartys zum Kindergeburtstag auch) etwas damit zu tun haben, dass viele Eltern heutzutage den Drang empfinden, die eigene Persönlichkeit ihres einzigartigen Kindes hervorzuheben, ihm unvergessliche schöne Kindheitserinnerungen zu bescheren und mit den Anstrengungen anderer Eltern mitzuhalten. Und ich gebe zu, ich lasse mich bei sowas auch gerne mitreißen (siehe Geburtstagstorten des kleinen Kaaskop)! Aber der große Kaaskop mit seiner eher nüchternen holländischen Einstellung gibt mir dann meistens einen Reality Check. Als ich zum Beispiel damals bei den Hochzeitsvorbereitungen, angestachelt durch Hochzeitszeitschriften aus aller Welt, ernsthaft über die Farbe der Servietten diskutieren wollte, hat er mich laut ausgelacht. Zurecht!
Deshalb wird es für den kleinen Kaaskop im Januar nicht nur weil wir nicht in Deutschland wohnen keinen großen Trubel um die Einschulung geben. Abschiedsgeschenke in der Kita: ja! (Wahrscheinlich werde ich, obwohl Schultüten hier in Holland unbekannt sind, kleine Schultüten für die Kinder basteln.) Schultüte: ja! (Wobei mir der richtige Zeitpunkt der Überreichung noch Kopfzerbrechen bereitet.) Besonderes Outfit: nein! (Das wird er eh verweigern und für die anderen Kinder ist es ein ganz normaler Schultag.) Einschulungstorte: nein! Familie zu diesem besonderen Tag einladen: nein! (Macht man hier nicht. Der große Kaaskop lacht wirklich jedes Mal in sich hinein, wenn ich dem kleinen Kaaskop „Conni kommt in die Schule“ vorlese und an der Stelle bin, an der Oma Marianne und Opa Willi vor der Tür stehen, weil sie Connis ersten Schultag miterleben wollen. Pöh!) Teurer, überstylter Schulranzen: nein! (Da die ersten zwei Jahre in der basisschool ja eher Vorschule sind und die Kinder noch keine Bücher, Hefte undsoweiter brauchen, gibt es für niederländische Schulanfänger traditionell nur eine schicke Brotdose plus matching Trinkbecher zum vierten Geburtstag (=Schulanfang). Und einen stinknormalen kleinen Rucksack. Ich kann das noch mal recherchieren, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass der klassische Ranzen, wie wir Deutsche ihn kennen, hier in Holland nicht existiert. Niederländische Schüler tragen College-Rucksäcke, z.B. die bekannten von Eastpack oder Fjällraven.)
Der Hauptgrund dafür, dass die Einschulung des kleinen Kaaskop nicht zum Spektakel wird, ist natürlich der, dass wir nun mal nicht in Deutschland leben, aber insgeheim bin ich froh drum, da nicht mitmachen zu müssen, wenn das heutzutage solche Formen annimmt! Klar, so einen gemeinsamen Einschulungstag für alle Schulanfänger hätte ich hier auch gerne. Und dass Opa und Oma dabei sind, finde ich auch prima. Aber hallo: Einladungen verschicken und nachmittags eine Party schmeißen? Muss nicht sein… Und auf Schultüte basteln hätte ich auch keinen Bock. Weil der kleine Kaaskop aber trotzdem eine bekommen soll, schließlich ist er ja Halbdeutscher und gehört die Schultüte für deutsche Kinder nun mal zur Einschulung dazu, habe ich bei einem meiner letzten Deutschlandbesuche vorsorglich schon mal eine gekauft. Eine mittelgroße, in die nur ein paar Kleinigkeiten reinkommen werden: Pixi-Bücher, Stifte, was von Playmobil vermutlich, was Essbares, vielleicht ein Schleich-Tier oder so…. Mal schauen, was ich so alles finde (und was reinpasst).
Und wie lief die Einschulung bei euren Kindern? Wird in dem Artikel der „Welt“ übertrieben?